Große Cellisten des 20. Jhdt. - eine Übersicht

Große Cellisten des 20. Jhdt. - eine Übersicht

Große Cellisten des 20. Jahrhunderts: Eine Hommage an die Meister des Cellos

Das Cello, mit seinem tiefen, reichen Klang, der dem der menschlichen Stimme nahekommt, hat im Laufe des 20. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Diese Epoche brachte einige der größten Cellisten hervor, deren Beiträge nicht nur die Technik und das Repertoire des Instruments erweiterten, sondern auch neue Wege für den musikalischen Ausdruck eröffneten. In diesem Artikel möcht ich einige dieser herausragenden Musiker würdigen, deren künstlerische Leistungen die Welt der klassischen Musik maßgeblich geprägt haben.

Pablo Casals (1876-1973)

Bekannt als einer der ersten wahren Meister des Cellos, setzte Pablo Casals neue Maßstäbe für Cellospiel und -interpretation. Seine Aufnahmen der Bach-Suiten sind bis heute unübertroffen und dienen als Inspirationsquelle für Generationen von Cellisten.

Casals entdeckte mit 13 Jahren eine Ausgabe der Bach-Suiten und widmete sein Leben der Perfektionierung dieser Werke. Seine Aufnahmen aus den 1930er Jahren gelten bis heute als maßgeblich und inspirieren nachfolgende Generationen von Cellisten.

Neben seiner Karriere als Performer war Casals auch als Dirigent und Lehrer tätig und setzte sich für Frieden und Menschenrechte ein. Er gründete das Prades Festival (heute Pablo Casals Festival) und das Puerto Rico Music Festival, um Musik und Kultur zu fördern. Sein Engagement für Frieden und Gerechtigkeit machte ihn zu einer legendären Figur in der Welt der klassischen Musik.

Mstislaw Rostropowitsch (1927-2007)

Rostropowitsch war nicht nur als Cellist, sondern auch als Dirigent und leidenschaftlicher Förderer der Musik des 20. Jahrhunderts bekannt. Seine Zusammenarbeit mit Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch, Benjamin Britten, Aram Chatschaturjan und Sergei Prokofjew führte zur Entstehung einiger der bedeutendsten Werke für das Cello.

Rostropowitsch war bekannt für seine technische Brillanz, seine tiefgreifende musikalische Interpretation und seine leidenschaftliche Aufführung. Seine Aufnahmen und Aufführungen von sowohl traditionellen als auch zeitgenössischen Werken haben ihm weltweite Anerkennung eingebracht.

Neben seiner musikalischen Karriere war Rostropowitsch auch für sein Engagement für die Menschenrechte und seine politische Haltung bekannt. Er setzte sich für künstlerische Freiheit und freie Meinungsäußerung ein und unterstützte den Schriftsteller Alexander Solschenizyn während dessen Konflikts mit der sowjetischen Regierung, was schließlich zu Rostropowitschs Exil führte. Er lebte und arbeitete für mehrere Jahre im Westen, bevor er nach dem Ende der Sowjetunion nach Russland zurückkehrte.

Rostropowitsch erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für seine musikalischen Leistungen und sein humanitäres Engagement, darunter den Leninpreis, den Grammy Award und die Presidential Medal of Freedom. Sein Erbe lebt in seinen Aufnahmen, seinen Schülern (s.u.) und durch die vielen Werke fort, die speziell für ihn komponiert wurden.

Jacqueline du Pré (1945-1987)

Jacqueline du Pré war eine britische Cellistin, die für ihre außergewöhnliche musikalische Begabung und ihre emotional tiefgreifenden Interpretationen bekannt war. Sie wurde am 26. Januar 1945 in Oxford, England, geboren und verstarb am 19. Oktober 1987 in London mit nur 42 Jahren. Du Pré gilt als eine der größten Cellistinnen des 20. Jahrhunderts und ist besonders berühmt für ihre Aufnahme des Elgar-Cellokonzerts mit Sir John Barbirolli und dem London Symphony Orchestra, die bis heute als Maßstäbe setzende und unerreichte Interpretation dieses Werks angesehen wird.

Es sei jedem Leser empfohlen, sich diese Aufnahme einmal bei Youtube anzuhören. Gäbe es eine Auszeichnung zur "Aufnahme des Jahrhunderts" - diese hätte sie verdient. 

Du Pré begann im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel und studierte später bei u.a. William Pleeth, Mstislav Rostropowitsch und Pablo Casals. Ihr internationales Debüt gab sie 1960, und in den folgenden Jahren erlangte sie weltweite Anerkennung für ihre kraftvollen und emotionalen Aufführungen. Ihre Karriere wurde jedoch tragisch durch die Diagnose der Multiplen Sklerose im Jahr 1973 unterbrochen, eine Krankheit, die schließlich zu ihrem frühen Tod im Alter von 42 Jahren führte.

Trotz ihrer relativ kurzen Karriere hinterließ Jacqueline du Pré ein bedeutendes musikalisches Erbe. Ihre Aufnahmen, insbesondere die des Elgar-Cellokonzerts, bleiben ein zentraler Bestandteil des Cellorepertoires und eine Inspiration für Cellisten weltweit. Ihr Leben und ihre Karriere wurden in Büchern, Dokumentationen und dem Film "Hilary und Jackie" dargestellt, der auf den Erinnerungen ihrer Schwester basiert.

Yo-Yo Ma (geb. 1955)

Yo-Yo Ma ist ein Cellist chinesisch-amerikanischer Abstammung, bekannt für seine außergewöhnliche Virtuosität, vielseitige musikalische Interessen und sein Engagement für kulturelle Zusammenarbeit. Er wurde am 7. Oktober 1955 in Paris, Frankreich, geboren und wuchs in einer musikalischen Familie auf; sein Vater war der Violinist und Dirigent Hiao-Tsiun Ma und seine Mutter die Sängerin Marina Lu. Die Familie zog später in die Vereinigten Staaten.

Yo-Yo Ma begann im Alter von vier Jahren mit dem Cellospiel und trat bereits als Kind öffentlich auf. Er studierte bei Leonard Rose an der Juilliard School und später bei János Starker an der Harvard University. Ma hat ein breites Repertoire, das von Barockmusik bis hin zu zeitgenössischen Werken reicht, und er hat mit vielen der weltweit führenden Orchester zusammengearbeitet.

Neben klassischer Musik ist Yo-Yo Ma auch für seine Ausflüge in andere Musikgenres bekannt, darunter Folk, Jazz und Weltmusik. Er ist der Gründer des Silk Road Ensemble, einer internationalen Gruppe von Musikern, die sich der Förderung des interkulturellen Dialogs durch Musik verschrieben hat. Dieses Projekt spiegelt Mas Überzeugung wider, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen über kulturelle und geografische Grenzen hinweg verbinden kann.

Yo-Yo Ma hat zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für seine künstlerischen Leistungen und sein humanitäres Engagement erhalten, darunter mehrere Grammy Awards, die Presidential Medal of Freedom (die höchste zivile Auszeichnung in den USA) und den Polar Music Prize. Er ist auch UN-Friedensbotschafter und setzt sich aktiv für Umweltfragen und Bildung ein.

Seine Diskographie umfasst über 100 Alben, darunter auch innovative Projekte, die klassische Musik mit anderen musikalischen Traditionen verbinden. Yo-Yo Ma bleibt eine inspirierende Figur in der Welt der Musik, sowohl durch seine außergewöhnlichen musikalischen Darbietungen als auch durch sein Engagement für eine bessere Welt durch die Kraft der Musik.

Mischa Maisky (geb. 1948)

Mischa Maisky ist ein Cellist lettischer Herkunft, der für seine tiefgründigen Interpretationen und seine charakteristische Klangfarbe bekannt ist. Geboren am 10. Januar 1948 in Riga, Lettland, damals Teil der Sowjetunion, begann Maisky in jungen Jahren mit dem Cellospiel und studierte am Leningrader Konservatorium bei Mstislav Rostropowitsch (s.o.), einem der bedeutendsten Cellisten des 20. Jahrhunderts. Maisky ist auch einer der wenigen Cellisten, die sowohl bei Rostropowitsch als auch bei Gregor Piatigorsky studiert haben, was ihm eine einzigartige musikalische Perspektive und Tiefe verlieh.

Maiskys Karriere nahm eine dramatische Wendung, als er 1970 aufgrund des Vorwurfs "der Kontaktaufnahme mit Ausländern" inhaftiert wurde und ein Jahr in einem Arbeitslager verbrachte. Nach seiner Freilassung emigrierte er nach Israel, wo er seine internationale Karriere fortsetzte. Er gewann mehrere wichtige Wettbewerbe, darunter den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau, und etablierte sich schnell als einer der führenden Cellisten der Welt.

Mischa Maisky ist bekannt für sein breites Repertoire, das von Barock bis hin zu zeitgenössischen Werken reicht. Er hat mit vielen erstklassigen Orchestern und Dirigenten zusammengearbeitet und ist für seine Kammermusikpartnerschaften mit Künstlern wie Martha Argerich und Gidon Kremer bekannt. Maisky hat eine umfangreiche Diskographie, die viele ausgezeichnete Aufnahmen umfasst, darunter mehrere Gesamtaufnahmen der Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach.

Maiskys Spielweise zeichnet sich durch eine Kombination aus technischer Brillanz und emotionaler Tiefe aus, und er ist für seinen warmen, singenden Ton bekannt. Er spielt auf einem Domenico Montagnana Cello aus dem Jahr 1720, welches seinen Stil unterstützt und durch seinen großen Ton sowie seinen farblichen Reichtum besticht.

Neben seiner musikalischen Karriere ist Mischa Maisky auch für seine extravagante Erscheinung bekannt, oft mit langen Haaren und barfuß oder in Sandalen auftretend, was seine individualistische Persönlichkeit unterstreicht. Er bleibt eine inspirierende Figur in der klassischen Musikwelt, geschätzt sowohl für seine herausragenden musikalischen Leistungen als auch für seinen unkonventionellen Stil.

Natalia Gutman (geb. 1942)

Natalie Gutman ist eine russisch-deutsche Cellistin, die für ihre tiefgründigen Interpretationen und ihre technische Meisterschaft bekannt ist. Geboren am 14. November 1942 in Russland, stammt sie aus einer musikalischen Familie; ihr Vater war der Dirigent Felix Gutman. Sie begann im Alter von fünf Jahren mit dem Cellospiel und studierte am Sankt Petersburger Konservatorium unter anderem bei Mstislav Rostropowitsch (ja, schon wieder Rostropowitsch, der als Lehrer eine ganze Generation herausragender Cellisten hervorgebracht hat).


Gutman hat sich im Laufe ihrer Karriere einen Namen gemacht durch ihre Auftritte mit führenden Orchestern weltweit sowie durch ihre Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten und Musikern. Ihre musikalische Bandbreite umfasst ein weit gefächertes Repertoire, das sowohl die großen klassischen Werke für Cello als auch zeitgenössische Kompositionen einschließt. Sie ist bekannt für ihre leidenschaftlichen und nuancierten Darbietungen, emotional ansprechend, und technisch makellos.

Neben ihrer solistischen Karriere ist Natalie Gutman auch eine engagierte Kammermusikerin und hat mit vielen herausragenden Künstlern zusammengearbeitet. Sie hat eine besondere Affinität zur Kammermusik und ist bekannt für ihre Interpretationen von Werken, die in Zusammenarbeit mit anderen Musikern entstanden sind.

Natalie Gutman hat eine beeindruckende Diskographie vorzuweisen, die von der Kritik hochgelobt wurde und ihr internationales Renommee weiter verstärkte. Ihre Hingabe an die Musik erstreckt sich weit über die Grenzen der Konzertbühnen hinaus; als eine gefeierte Pädagogin teilt sie großzügig ihr umfangreiches Wissen und ihre Erfahrungen mit der nächsten Generation von Cellistinnen und Cellisten.

Während ihrer glanzvollen Karriere wurde Natalie Gutman mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Trotz dieser Anerkennungen bewahrt sie sich eine bescheidene Haltung und eine unerschütterliche Hingabe an ihre Kunst. Ihre Leidenschaft für die Musik ist in jeder ihrer Darbietungen lebendig und berührt das Publikum in tiefster Seele.

Abschlussgedanken

Selbstverständlich erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt auch keine Rangfolge dar. Musikalisches Erleben ist immer subjektiv - so auch meine Auswahl der hier kurz vorgestellten Musikerinnen und Musiker. Unbestritten ist aber, dass die oben Aufgeführten das 20. Jahrhundert auf dem Cello mit geprägt haben und auch teilweise heute noch prägen. Bitte betrachten Sie daher diesen Artikel auch als Anregung, sich vielleicht mit dem oder der einen oder anderen aus meiner kurzen Liste etwas näher zu beschäftigen. Sollte ich diesbezüglich Ihre Neugier geweckt haben: Youtube ist eine schier unerschöpfliche Quelle. 

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